Was ist ein Fachwirt Erziehungswesen?
Fachwirte für Erziehungswesen arbeiten am Fundament der Bildungsrepublik Deutschland. Sie leiten pädagogische Einrichtungen und werden nicht zuletzt aufgrund des 2004 beschlossenen Kita-Ausbaus dringend gebraucht. Eine hohe Nachfrage, die noch lange andauern wird und sich auch beim Gehalt bemerkbar macht. Viele von ihnen haben eine abgeschlossene Ausbildung zum Erzieher.
Branchen- und Arbeitsorte
Fachwirte für Erziehungswesen sind in der Leitung von sozialpädagogischen Einrichtungen tätig. Sie sind für die betriebswirtschaftlichen Abläufe verantwortlich und managen unter anderem
im Sozialwesen:
- Kinder- und Jugendwohnheime, Erziehungsheime
in der Kinderbetreuung:
- Kindergärten, Kindertagesstätten, Krippen
- Einrichtungen für Unter-Dreijährige, für Kinder von 3 Jahren bis zum Schuleintritt
- Tagesstätten mit Ganztagsangebot oder Teilzeitbetreuung
- städtische, konfessionelle oder private Einrichtungen
- Kinderhorte, Nachmittagsbetreuung für Schulkinder
Anbieter der Weiterbildung zum Fachwirt Erziehungswesen
Aufgaben und Tätigkeiten
Abwechslungsreich und bunt ist die Arbeit mit Kindern. Bei einer leitenden Tätigkeit als Fachwirt für Erziehungswesen in einer pädagogischen Einrichtung kommen noch weitere interessante Herausforderungen hinzu. Dazu zählen:
betriebswirtschaftliche Aufgaben
- Monats- und Jahresabrechnungen erstellen
- die Rentabilität der Einrichtung sicherstellen
- Ausgabenplanung und -kontrolle
die Einrichtung nach außen vertreten und den Kontakt pflegen zu
- Eltern
- Behörden
- Trägereinrichtungen
personalwirtschaftliche Aufgaben
- Personalbedarf und -einsatz planen
- Mitarbeiter anleiten, motivieren und ihre Arbeit kontrollieren
- neue Mitarbeiter einstellen, Mitarbeitergespräche führen
organisatorische Aufgaben
- Zusammenarbeit mit für die Einrichtung tätige Unternehmen: Handwerksfirmen oder Essensdienste
- Planen von Elternabenden und Aktivitäten
Der Fachwirt für Erziehungswesen ist vorwiegend organisatorisch und verwaltend tätig. Im Vergleich zum Beruf des Kindergartenleiters liegt beim Fachwirt für Erziehungswesen der Schwerpunkt auf der betriebswirtschaftlichen Tätigkeit.
Während also der Kindergartenleiter eher ein pädagogisches Konzept erarbeitet, kümmert sich der Fachwirt für Erziehungswesen um das Management der Einrichtung. Gleichzeitig arbeitet aber auch er sehr eng mit den Erzieher/-innen zusammen und springt bei Bedarf auch in der Kinderbetreuung ein. So kommen auch immer wieder pädagogische Kompetenzen zum Einsatz.
Arbeitszeiten und Urlaub
Bei Kindertagesstätten richtet sich die Arbeitszeit im Allgemeinen nach den Öffnungszeiten. Hinzu kommen Elternabende, Tage der offenen Tür, Feste, Ausflüge und andere Aktivitäten. Diese erfordern hin und wieder auch die Anwesenheit am Abend oder am Wochenende.
Die meisten Kindertagesstätten haben Schließzeiten, die sich an den Ferienzeiten im jeweiligen Bundesland orientieren. Für Beschäftigte mit schulpflichtigen Kindern ist dies in puncto Urlaubsplanung ein klarer Vorteil.
Anerkennung und Ansehen
Die Betreuungs- und Bildungssituation ist in den letzten Jahren immer weiter ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Mit steigendem Interesse wächst auch die Wertschätzung für die Arbeit der Beschäftigten im Erziehungswesen. Dies ist ein entscheidendes Argument für eine Fachwirt Weiterbildung. Wer heute eine Weiterbildung in dieser Branche absolviert, kann sich der gesellschaftlichen Anerkennung sicher sein. Die Hintergründe:
- Seit 1996 genießen Eltern hierzulande einen Rechtsanspruch auf einen mindestens halbtägigen Betreuungsplatz für ihre Kinder ab dem vollendeten dritten Lebensjahr bis zur Schulpflicht. Gleichzeitig ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine inzwischen allgemein anerkannte gesellschaftliche wie wirtschaftliche Notwendigkeit. Das 2005 in Kraft getretene Tagesbetreuungsausbaugesetz, das einen flächendeckenden Ausbau der Kinderbetreuung vorsieht, trägt dieser Entwicklung Rechnung.
- Doch es geht nicht nur um einen nötigen quantitativen Ausbau, also um deutlich mehr Kindergartenplätze. Auch die Qualität der Betreuung steht im Fokus der öffentlichen Debatte. Spätestens seit dem eher mäßigen Abschneiden deutscher Schüler bei PISA-Studien sind auch die Erwartungen an Kindergärten gestiegen. Sie werden nicht mehr bloß als Verwahreinrichungen betrachtet, in denen die Kinder unter Aufsicht spielen. Frühkindliche Bildungseinrichtungen sollen sie sein, Talente fördern, auf die Schule vorbereiten und die besten Voraussetzungen schaffen für die Leistungsträger von morgen.
Ein hohes Ansehen innerhalb der Gesellschaft ist Fachwirten für Erziehungswesen daher gewiss. Aber auch bei ihren Arbeitgebern können sie klar punkten. Grund ist ihre fachliche Qualifikation, eine für den Fachwirt typische Kombination aus branchenspezifischer Praxiserfahrung und kaufmännischem Zusatzwissen.
Da es den Abschluss Fachwirt Erziehungswesen nur in Deutschland gibt, kann er nicht mit einer automatischen internationalen Anerkennung rechnen. In vielen Ländern wird für die pädagogische Arbeit in einer vorschulischen Einrichtung eine höhere berufliche Qualifikation verlangt als hierzulande, oftmals auch ein Studium. So gesehen ist die Weiterbildung zum Fachwirt Erziehungswesen auch in Hinblick auf eine mögliche Tätigkeit im Ausland ein Schritt in die richtige Richtung.
Berufsaussichten, Perspektiven und Aufstiegsmöglichkeiten
Wachstumsmarkt Erziehungswesen
Angesichts der politischen wie gesellschaftlichen Entwicklungen in Hinblick auf Kinderbetreuung sind die Berufsaussichten für Fachwirte für Erziehungswesen sehr gut.
Das 2008 in Kraft getretene Kinderförderungsgesetz (KiföG) weitet den bestehenden Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz noch aus. Ab 2013 soll er bereits ab dem vollendeten ersten Lebensjahr gelten:
Über 2 Milliarden Euro stehen an öffentlichen Mitteln für den Kindergartenausbau aktuell bereit (Quelle: bmfsfj.de). Mit der Schaffung von Betreuungsplätzen einher geht auch der Bedarf an qualifiziertem Personal. Umso besser steht es daher um die beruflichen Perspektiven und Aufstiegsmöglichkeiten von Fachwirten für Erziehungswesen. Mit ihrer pädagogischen Qualifikation aus Ausbildung und Beruf und dem erworbenen wirtschaftlichen Zusatzwissen sind sie gewappnet für die Veränderungen und neuen Herausforderungen am Bildungsmarkt.
Entwicklungsmöglichkeiten und Perspektiven
Nach ihrer Weiterbildung haben Fachwirte für Erziehungswesen gute Chancen, zumindest in kleineren und mittleren Einrichtungen in eine leitende Position aufzusteigen. Aber auch in großen Einrichtungen und auf der mittleren Führungsebene können sie Verantwortung für Mitarbeiter übernehmen. Dabei ist auch die Spezialisierung auf einen Teilbereich möglich, wie zum Beispiel Rechnungswesen, Öffentlichkeitsarbeit oder Sozialmarketing.
Gehaltsaussichten
Die Weiterbildung zum Fachwirt Erziehungswesen ist eine Investition, die sich für den Teilnehmer auch finanziell lohnt.
Denn das Gehalt einer Führungskraft liegt deutlich über dem eines einfachen Erziehers. Wer bei einer Kommune beschäftigt ist, bezieht ein Gehalt entsprechend der Eingruppierung in den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Hierbei kommt es unter anderem auf die Größe der Einrichtung sowie den Grad der Verantwortung an. Wer die Arbeit von mindestens 3 Beschäftigten der Entgeltgruppe S 8 koordiniert, kann mit einer Eingruppierung in S 9 rechnen. Als Leiter/-in einer Kindertagesstätte mit mindestens 100 Plätzen oder eines Erziehungsheimes erreicht man die Entgeltgruppe S 15. Zum Vergleich: Staatlich anerkannte Erzieher werden in die Entgeldgruppe S 6 eingeordnet.
Auch andere, nicht-öffentliche Träger von Kindertagesstätten oder sozialpädagogischen Einrichtungen lehnen ihre Vergütungen an den TVöD an.
Fortbildungsmöglichkeiten
Zahlreiche Weiterbildungsangebote stehen dem ambitionierten Fachwirt für Erziehungswesen offen. So kann er beispielsweise seine betriebswirtschaftlichen Kenntnisse erweitern, sein pädagogisches Wissen vertiefen oder seine Führungsqualitäten schulen. Mögliche Lehrgänge sind:
- Pädagogik allgemein
- Sozialarbeit, Sozialpädagogik allgemein
- Elternberatung, Erziehungsberatung
- Controlling
- Mitarbeiterführung
- Management, Unternehmensplanung
- Qualitätssicherung, -management, -prüfung
Wer seine Karriere- und Gehaltsaussichten darüber hinaus verbessern möchte, kann an die Fachwirt-Weiterbildung ein Studium anhängen. Infrage kommen beispielsweise ein klassisches Pädagogik- oder Sozialpädagogikstudium. Daneben gibt es mittlerweile eine Reihe neuer Bachelor-Studiengänge, wie zum Beispiel im Bereich der frühkindlichen Bildung. Sie sind die Antwort auf den fortdauernden Fachkräftemangel im Erziehungswesen.
Ob der Fachwirt-Abschluss auch ohne Abitur zum Studium berechtigt, hängt vom Bundesland und der Hochschule ab. In Nordrhein-Westfalen reicht bereits eine anerkannte Berufsausbildung als Erzieher.
Ein zusätzlicher akademischer Titel bietet für Fachwirte für Erziehungswesen die Chance, später auch große Einrichtungen zu leiten und damit eine noch höhere Position zu erreichen – auch in der Gehaltstabelle des öffentlichen Dienstes.