Technischer Fachwirt

Wie werde ich Technischer Fachwirt? Was sind meine Aufgaben? Welches Gehalt kann ich fordern? – Antworten auf diese Fragen gibt es hier!

Was ist ein Technischer Fachwirt?

Technische Fachwirte bauen Brücken: zwischen Produktion und Management, Arbeitern und Führungsebene, technischen Anforderungen und betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten. Ihre fachübergreifenden Kompetenzen qualifizieren sie für Schlüsselstellungen in Industrie- und Handwerksunternehmen. Eine Weiterbildung für alle, die höher hinaus wollen – auch beim Gehalt.

Branchen und Arbeitsorte

Der Technische Fachwirt ist einer der vielseitigsten Fachwirt-Abschlüsse. Er eröffnet Beschäftigungsperspektiven in den verschiedensten Wirtschaftszweigen der Industrie und des Handwerks.

Dies sind die Branchen, in denen Technische Fachwirte Arbeit finden:

  • Bauwirtschaft (Bauunternehmen, Zimmereien, Schreinereien)
  • Chemie-, Pharma-, Kunststoffbranche
    (Rohstoffherstellung, Arzneimittelproduktion)
  • Elektrobranche (Anlagenbau, Consumer Electronics)
  • Automobilindustrie (Fahrzeughersteller, Zulieferfirmen)
  • Gesundheitsbranche (Hersteller medizinischer Geräte)
  • Glas, Keramik, Rohstoffverarbeitung
    (Hersteller von Gebäudeglas, Solarstrommodulen)
  • Handel (Handel- und Exportunternehmen aller Art)
  • Holzwirtschaft, Möbelindustrie
    (Forstwirtschaft, Holzhandwerk, Möbelherstellung)
  • IT-Branche
    (Hersteller von Informations- und Kommunikationstechnologie)
  • Medien, Informationsdienste (Rundfunk, Fernsehen, etc.)
  • Metall, Maschinenbau, Feinmechanik, Optik
    (Metallverarbeitende Unternehmen, Maschinen- und Gerätehersteller)
  • Nahrungs- und Genussmittelherstellung
  • Papier, Druck (Papiererzeugung, Buch- und Zeitungsdruck)
  • Transport, Verkehr (Logistikunternehmen, Verkehrsbetriebe)

Anbieter des Technischen Fachwirts

Bei folgenden Instituten können Sie eine Weiterbildung zum Technischen Fachwirt absolvieren.

Aufgaben und Tätigkeiten des technischen Fachwirts

Technische Fachwirte übernehmen organisatorische, leitende und kontrollierende Tätigkeiten in verschiedenen Bereichen von Industrie- und Handwerksbetrieben. Dank ihrer doppelten Qualifikation aus betriebswirtschaftlichen Kenntnissen und technischem Know-how sind sie optimal geeignet für Schnittstellenpositionen zwischen Produktion und Management.

Ein Absolvent der Weiterbildung beschreibt die Vorteile so:

"Man ist bei Stellenbesetzungen flexibler. Als reiner Kaufmann oder Betriebswirt fehlt einem der technische Sachverstand. Beispiel: Lesen von Zeichnungen, Stücklisten, Werkstoffkunde, etc. Mit Hilfe der Weiterbildung zum Technischen Fachwirt bin ich in die Lage gekommen, mich beruflich weiterzuentwickeln. Denn ich wollte immer schon an Schnittstellen arbeiten, zum Beispiel im technischen Einkauf, Verkauf, Service." Quelle: bwl24.net

Technische Fachwirte kennen die neuesten technischen Entwicklungen und kümmern sich im Betrieb um die technische Ausstattung. Sie koordinieren und überwachen Arbeitsabläufe in den einzelnen Produktionsstufen und versuchen, diese effizient zu gestalten.

Gleichzeitig können Technische Fachwirte die wirtschaftlichen Seiten im Unternehmen beurteilen und organisatorische wie verwaltende Tätigkeiten ausüben. Sie übernehmen die Projektleitung in unterschiedlichen Abteilungen und sind ein wichtiges Bindeglied zur oberen Führungsebene. Mit ihren Kenntnissen sind technische Fachwirte sehr vielseitig einsetzbar.

Gerade in Betrieben, die stetigen Veränderungen unterliegen, sind Technische Fachwirte aufgrund ihrer fachübergreifenden Qualifikation gefragt. Denn sie sind in der Lage:
"sich auf verändernde Methoden und Systeme in der Produktion, auf sich verändernde Strukturen der Arbeitsorganisation und auf neue Methoden der Organisationsentwicklung und der Personalführung flexibel einzustellen sowie den technisch-organisatorischen Wandel im Betrieb mitzugestalten." Quelle: gesetze-im-internet.de

Zu den Aufgaben von Technischen Fachwirten zählen im Einzelnen:

  • Angebote erstellen
    ( Kundengespräche führen und Produktionskosten kalkulieren)
  • Auftragsplanung und -steuerung
    (Arbeitsabläufe planen und überwachen)
  • Produkt- und Produktionsplanung
    (Fertigungsschritte beaufsichtigen und optimieren)
  • Einkauf und Disposition von Betriebsmitteln
    (Materialbedarf ermitteln, Genehmigungsverfahren einleiten)
  • Leitung und Überwachung (Aufgaben koordinieren und kontrollieren)
  • Qualitätssicherung
    (Qualität von Material, Werkstoffen und Fertigung überwachen)
  • Abrechnung, Buchführung
    (Kosten- und Leistungsrechnung durchführen)
  • Kundenberatung, Werbung und Vertrieb
    (Angebote erarbeiten, Preise kalkulieren, Werbung planen)
  • Wartung und Sicherheit
    (Einhaltung von Arbeits- und Umweltschutz überwachen)
    (Geräte und Maschinen überprüfen)
  • Aus- und Weiterbildung
    (Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter organisieren und gestalten)

Ist der Fachwirt mit Aspekten der Produktion betraut, wird er sich viel in Fertigungshallen aufhalten und auch seine Arbeitszeiten werden sich an den Produktionsabläufen orientieren. Berät der Technische Fachwirt Kunden oder ist er im Vertrieb tätig, wird er auch Termine außer Haus wahrnehmen. Ebenso, wenn er für den Einkauf zuständig ist und sich zum Beispiel auf Branchenmessen über neue Technologien und Maschinen informiert – und dabei auch das eigene Unternehmen repräsentiert.

Anerkennung und Ansehen

Vor 20 Jahren rief der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) die Weiterbildung zum Technischen Fachwirt ins Leben. Der Grund: ein stetig wachsender Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern für Schnittstellenpositionen zwischen technischen und betriebswirtschaftlichen Unternehmensbereichen. An der Nachfrage hat sich bis heute nichts geändert. Teilnehmer sind für wichtige Schlüsselstellungen qualifiziert und der Abschluss des Technischen Fachwirts ist bei vielen Arbeitgebern sehr geschätzt.
So erzählt zum Beispiel ein Absolvent:

"Ich hatte im Haus intern 2 Bewerbungen laufen, eine im Technischen Einkauf und eine im Vertrieb. Die Einkaufsabteilung wollte mich vor allem wegen meiner technischen Weiterbildung. Wichtig war der Abteilung das Interesse an der Technik und die Fähigkeit, sich in technische Sachverhalte einzuarbeiten. Ich habe mich dann aber wegen der Verdienstmöglichkeiten für den Vertrieb entschieden". Quelle: bwl24.net

Der Technische Fachwirt ist bundesweit anerkannt. Unterschieden werden muss in Bezug auf das Ansehen jedoch zwischen zwei Abschlüssen: Einerseits dem IHK-Abschluss, der berufsbegleitend in durchschnittlich 2 Jahren erworben wird. Andererseits dem Technischen Fachwirt HWK, der bereits in einem halben Jahr erlangt werden kann. In der Industrie ist der Technische Fachwirt IHK ungefähr gleichwertig mit dem Industriemeister. Im Handwerk zählt der Technische Fachwirt HWK als letzter Teil einer Meisterprüfung. Eine Kombination von Fachwirt-Weiterbildung und Meisterprüfung ist deshalb vom Ablauf her sinnvoll und hinsichtlich der späteren Anerkennung eine besonders lohnende Option.

Auf internationaler Ebene ist der Abschluss des Technischen Fachwirts nicht ganz einem akademischen Bachelor-Titel ebenbürtig. Die Industrie und Handelskammern behelfen sich mit der Bezeichnung "Bachelor of Technical Management (CCI)". Jedoch sollten Sie vorsichtig mit der Übersetzung in Bachelor sein, denn der Bachelor und der Fachwirt Abschluss sind zwar im europäischen Qualifikationsrahmen DQR/EQR gleichwertig und dem Niveau 6 zugeordnet, die fachlichen Spezialisierungen und Akzentsetzungen sind jedoch unterschiedlich. Die beiden Abschlüsse sind also nicht miteinander austauschbar und nicht gleichartig. Gemäß dem Bundesinstitut für Berufsbildung lautet die englische Bezeichnung "Certified Technical Management Specialist".

Berufsaussichten, Perspektiven und Aufstiegsmöglichkeiten

Die Weiterbildung zum Technischen Fachwirt bietet die Chance, leitende Funktionen in verschiedenen betrieblichen Abteilungen zu übernehmen und ein höheres Gehalt zu erzielen. Dies bestätigen Technische Fachwirte auch in einer Umfrage des DIHK:

"Für 6 von 10 Absolventen hat sich die Fachwirtprüfung vorteilhaft im Beruf ausgewirkt. Sichtbar wird der Erfolg in höherer Position, finanzieller Verbesserung und Sicherung des Arbeitsplatzes". Quelle: dihk.de

Technische Fachwirte sind dank ihrer fachübergreifenden Qualifikationen Generalisten. Doch auch eine anschließende Spezialisierung macht Sinn. Denkbare Bereiche sind zum Beispiel Lager- und Materialwirtschaft, Angebotswesen und Kalkulation, Kundenberatung oder Logistik. Zahlreiche fachliche Anpassungsweiterbildungen, Seminare und Lehrgänge stehen zur Auswahl, wenn man sein Wissen auf einem bestimmten Gebiet gezielt vertiefen möchte.

Wer seine Karriere mithilfe eines weiteren anerkannten Abschlusses vorantreiben möchte, kann im Anschluss an den Geprüften Technischen Fachwirt IHK den Geprüften Technischen Betriebswirt IHK machen. Fachwirte mit einem Handwerkskammer-Abschluss können ihre Qualifikation noch mit einer Meisterprüfung erheblich steigern. Der Technische Fachwirt HWK wird hierbei als Teil III der Meisterprüfung angerechnet. Wer sich im IT Bereich spezialisieren möchte, kann über eine IT-Management Weiterbildung nachdenken.

Eine weitere Option: ein Bachelor-Studium, zum Beispiel in Technischer Betriebswirtschaft. Abhängig von Hochschule und Bundesland ist dies mit einem Fachwirt-Abschluss zum Teil auch ohne (Fach-) Abitur möglich.

Zu guter Letzt steht Technischen Fachwirten natürlich auch der Weg in die Selbstständigkeit offen. Wer zum Beispiel sein eigenes Fertigungsunternehmen aufbauen oder auch einen Dienstleistungs- oder Handelsbetrieb übernehmen möchte, verfügt mit den erworbenen betriebswirtschaftlichen Kenntnissen über eine ideale Ausgangsbasis.